Eine Webseite kann noch so gut konzipiert worden sein, irgendwann sind die ersten Weiterleitungen (Redirects) notwendig. Das Content-Wachstum ist ein natürlicher Prozess, der eben auch mal zur Folge hat, dass Inhalte verschoben, vereint oder entfernt werden. Manchmal wird im Rahmen eines Relaunch sogar eine völlig neue URL-Struktur gewählt.

In all diesen Fällen ist es nicht nur sinnvoll, sondern aus SEO-Sicht auch dringend notwendig Weiterleitungen einzurichten. Zum einen, damit der Traffic über die alten URLs nicht verloren geht und zum anderen, damit die Bots der Suchmaschinen nicht auf Fehlerseiten stoßen, die in gehäufter Form zu Rankingnachteilen führen können.

Exkurs: HTTP-Statuscodes

HTTP steht für Hypertext Transfer Protocol. Das Übertragungsprotokoll findet vor allem bei der Übertragung von Webseiten Anwendung, die vom Browser (Client) bei einem Webserver angefordert werden. Der Server beantwortet die Frage des Clients u. a. mit einem dreistelligen Statuscode. Dieser Code gibt Aufschluss darüber, ob eine Anfrage erfolgreich war oder nicht und woran eine nicht erfolgreiche Verarbeitung ggf. gelegen hat.

Dazu werden die HTTP-Statuscodes jeweils in verschiedene Klassen unterteilt. Alle Codes, die mit der Ziffer zwei beginnen, stehen beispielsweise für erfolgreiche Operationen, alle Codes, die mit einer Fünf beginnen für Server-Fehler. Weiterleitungen gehören zur Statusklasse 300. Der bekannteste Statuscode ist 404 (Not Found), der immer dann ausgespielt wird, wenn eine Ressource auf dem Webserver nicht gefunden wurde. Genau das also, was mit Weiterleitungen verhindert werden soll.

Was passiert bei einer Weiterleitung?

Ruft ein echter Besucher oder der Google Bot mittels einer URL eine Datei auf, die der Webserver nicht mehr auffinden kann, weil sie nicht mehr verfügbar ist, so wird normalerweise der Fehler 404 für eine nicht gefundene Ressource (Seite, Dokument, Bild, Video, etc.) angezeigt. Wurde jedoch eine Weiterleitung eingerichtet, so weiß der Server wo die angeforderte Datei jetzt liegt.

Er ist zwar selbst nicht in der Lage die Weiterleitung durchzuführen, teilt dem Client aber mit dem Statuscode auch die neue URL mit. Der Browser leitet den Besucher nun automatisch darauf um und auch der Google Bot weiß nun, dass ein Redirect existiert. Wie letzterer darauf reagiert hängt vom genauen Statuscode ab und wird im Folgenden erläutert.

Welche Weiterleitungen sind hinsichtlich SEO relevant?

Von den zahlreichen HTTP-Statuscodes haben nur wenige Einfluss auf das Ranking in den Suchergebnissen. Zwei davon sind hinsichtlich der Weiterleitungen von Bedeutung.

301: Permanente Weiterleitung

Ist Content dauerhaft unter einer anderen Adresse erreichbar, so ist die 301-Weiterleitung das Mittel der Wahl. Dieser Code signalisiert dem Client, dass die alte URL keine Gültigkeit mehr besitzt. Der Google Bot nutzt diese Information und sorgt dafür, dass die neue URL indexiert wird. Das Besondere: Der Link Juice wird durch die Weiterleitung verlustfrei an die neue URL vererbt. Das war freilich nicht immer so, wurde von Google aber mittlerweile bestätigt. Damit das reibungslos funktioniert, sollte der Content auf der neuen Seite dem der alten entsprechen oder ihm zumindest möglichst ähnlich sein.

Beim Domainwechsel beachten

Bei einem Domainwechsel ist es wichtig, dass alle Einzelseiten 1 zu 1 weitergeleitet werden. Nur wenn jede Unterseite zu ihrem Gegenstück unter neuer Adresse umgeleitet wird, kann die Linkpower an diese weitergegeben werden. Oftmals wird leider der Fehler gemacht einfach alle Unterseiten auf die Startseite umzuleiten.

302: Temporäre Weiterleitung

Nicht immer soll eine URL dauerhaft weitergeleitet werden. Der HTTP-Statuscode 302 teilt dem Client mit, dass es sich lediglich um eine zeitlich befristete Weiterleitung handelt, die früher oder später aufgehoben wird. Auch hier wird die neue URL mitgeliefert. Während der Browser eine automatische Umleitung vollzieht, nimmt der Google Bot die neue Adresse zwar zur Kenntnis, indexiert sie jedoch nicht. Die Ursprungsadresse verbleibt im Index und wird vom Google Bot beim nächsten Besuch wieder angesteuert.

Weiterleitungsketten und -schleifen

Sowohl bei einer 301- als auch bei einer 302-Weiterleitung muss darauf geachtet werden, dass Weiterleitungsketten und Weiterleitungsschleifen vermieden werden. Werden Domains in Kette oder gar in Schleife umgeleitet, führt das nicht nur zu einer unnötigen Serverbelastung, sondern häufig auch zu Fehlermeldungen. Der Google Bot bricht seinen Crawling-Versuch in der Regel nach vier bis fünf Weiterleitungen in Folge ab.

Welche Gründe für eine Weiterleitung gibt es?

Gründe für eine permanente Weiterleitung (301)

  • Neue Domain
  • Relaunch mit Änderung der URL-Struktur
  • Zusammenlegung mehrerer, inhaltlich ähnlicher Einzelseiten
  • Verschobene Ressource

Gründe für eine temporäre Weiterleitung (302)

  • Umzug auf einen neuen Server
  • Zeitlich befristete Rabattaktion, für die eine eigene Landing Page erstellt wird
  • Dringende Inhaltsüberprüfung, zum Beispiel nach Erhalt einer Abmahnung

Welche Möglichkeiten gibt es Seiten weiterzuleiten?

  1. Weiterleitung via HTML: Die Weiterleitung durch einen kurzen Eintrag im Head-Bereich des HTML-Dokuments ist eine einfache und schnelle Möglichkeit, die auch dann funktioniert, wenn du keinen Zugriff auf die Konfiguration des Webservers hast. Da es sich um keinen serverseitigen Redirect handelt, muss die alte HTML-Datei mit dem Umleitungscode bestehen bleiben, damit der Browser das Signal zur Weiterleitung erhält. Umständlich ist auch das für die Einrichtung der Weiterleitung jeweils die HTML-Datei bearbeitet werden muss und es keine zentrale Datei gibt in der alle Redirects eingerichtet und damit auch überschaut werden können. Zudem wird diese Variante gern von Spammern verwendet und wird deshalb von manchen Suchmaschinen her misstrauisch beäugt.
  2. Weiterleitung via PHP: Die Weiterleitung via PHP funktioniert ähnlich wie die über eine HTML-Datei und besitzt die gleichen Nachteile, weshalb sie wenig empfehlenswert ist.
  3. Weiterleitung via JavaScript: Eine clientseitige Weiterleitung via JavaScript ist zwar technisch schnell und einfach zu realisieren, birgt aber immer eine Gefahr, weil längst nicht jeder Browser JavaScript unterstützt. Und selbst wenn ist JavaScript noch lange nicht bei jedem Anwender aktiviert. In diesen Fällen kann die Weiterleitung nicht ausgeführt werden. Zudem geben sich manche Robots als Browser aus, obwohl sie es natürlich nicht sind. Entsprechend können sie die Weiterleitung nicht ausführen. Im schlimmsten Fall unterscheidet sich der gespiderte Inhalt erheblich vom realen Content und wird möglicherweise als Cloaking eingestuft, was zwangsläufig zum Ausscheiden aus dem Suchmaschinenindex führt.
  4. Frame-Weiterleitung: Wer möchte, dass die Ursprungsadresse im Browser erhalten bleibt und der umgeleitete Besucher die neue URL nicht sehen kann, der kann eine Frame-Weiterleitung einrichten. Sie wird im Body-Bereich des HTML-Dokuments vorgenommen, ist aber wie die bereits aufgeführten Weiterleitungsarten nur bedingt empfehlenswert.
  5. Weiterleitung durch den Webserver via .htaccess: Die eindeutig sinnvollste Variante ist die Weiterleitung durch den Webserver, indem diese in der .htaccess-Datei angewiesen wird. Dabei handelt es sich um eine Datei zur Serverkonfiguration, in der u. a. Weiterleitungen verschiedenster Art eingerichtet werden können. Auf diese Weise können die Redircets an zentraler Stelle geändert und eingesehen werden. Voraussetzung für diese Variante ist ein Linux-Server mit aktiviertem Apache-Modul „mod_rewrite“.

Wie erstelle ich eine Weiterleitung via .htaccess?

Die .htaccess liegt im Hauptverzeichnis des Webservers. Nicht immer ist sie bereits vorhanden oder sichtbar. Lass dir von deinem FTP-Programm deshalb zunächst alle versteckten Dateien anzeigen. Ist die .htaccess dann immer noch nicht zu sehen, kannst du sie einfach erstellen indem du eine leere Textdatei mit diesem Dateinamen anlegst. Existiert bereits eine solche Konfigurationsdatei kannst du sie einfach erweitern.

Allgemein: Mit dem Eintrag folgenden Codes kann eine Weiterleitung befohlen werden

RewriteEngine On
Redirect 301 /alte-seite.html http://www.domain.de/neue-seite.html

So setzt sich der Code zusammen:

  1. Der Befehl „RewriteEnginge On“ steht einmal zu Beginn der Weiterleitungen als „Aktivator“.
  2. Dann geben wir die Art der Weiterleitung an. Im obigen Beispiel verwenden wir eine permanente 301-Weiterleitung „Redirect 301“. Die 301 kann man ganz einfach durch eine 302 ersetzen und schon erhält man eine temporäre Weiterleitung „Redirect 301“.
  3. Nach einem Leerzeichen wird der Pfad des Dokuments (bzw. der Seite) angegeben, das wir weiterleiten wollen. In unserem Fall lautet die URL der Seite http://www.domain.de/alte-seite.html. Da wir aber nur den Pfad angeben, schreiben wir in die .htaccess-Datei nun folgendes: „/alte-seite.html2
  4. Im letzten Schritt geben wir nach einem weiteren Leerzeichen die vollständige URL der Zielseite an. Hier: „http://www.domain.de/neue-seite.html2
  5. Das wars auch schon! Nun wird die Seite http://www.domain.de/alte-seite.html permanent auf die Seite http://www.domain.de/neue-seite.html umgeleitet.
  6. Jede weitere Weiterleitung kommt ganz einfach in eine neue Zeile.

Wie prüfe ich meine eingerichteten Weiterleitungen?

Fehlerhafte Weiterleitungen sind ein häufiger Grund für Ranking- und Sichtbarkeitsverluste. Deshalb ist es wirklich wichtig, dass eingerichtete Redirects auf ihre Funktionalität hin geprüft werden. Zum einen kursieren viele verschiedene Code-Schnipsel, die nicht immer zum gewünschten Erfolg führen, zum anderen reicht bereits ein fehlender Buchstabe, damit der Code nicht funktioniert oder die URL unvollständig ist. Schnell kommt es zu Fehlermeldungen (404), Weiterleitungsketten oder Endlosschleifen.

Der Test der Weiterleitung kann manuell durch Eingabe der alten Adresse im Browser erfolgen. Es gibt aber auch verschiedene Online-Tools. Diese Redirect Checker haben den Vorteil, dass sie gleich auch den vom Server gemeldeten HTTP-Statuscode ausgeben. Nach der erstmaligen Prüfung direkt nach ihrer Einrichtung sollten Weiterleitungen auch während ihres weiteren Bestehens regelmäßig überprüft werden. Dabei helfen zum Beispiel SEO-Tools, die diese kontinuierlich überwachen und bei Fehlern Alarm schlagen.

Weitere häufige Fragen zu Weiterleitungen:

Wie kann ich automatische Weiterleitungen verhindern?

Der Firefox-Browser bietet die Möglichkeit automatische Weiterleitungen zu unterbinden. Dafür muss unter Einstellungen > Erweitert im Register „Allgemein“ ein Häkchen bei „Warnen, wenn Webseiten versuchen umzuleiten oder neu zu laden“ gesetzt werden. Versucht nun eine Webseite umzuleiten, so erfolgt am oberen Rand eine Warnmeldung und der Nutzer muss die Weiterleitung expliziert erlauben.

Wie kann ich unerwünschte Redirects entfernen?

Leider gibt es auch viele Schadprogramme, die Weiterleitungen für ihre Zwecke nutzen und zum Beispiel zu Affiliate-Seiten umleiten. Hat man festgestellt, dass sich ein solcher Virus eingeschlichen hat, sollte man Software wie AdwCleaner oder Malwarebytes Anti-Malware zur Identifizierung und Löschung nutzen.

Was tun bei der Meldung „Diese Webseite weist zu viele Weiterleitungen auf“?

Auf Android-Smartphones kommt es im Browser mitunter zu der Meldung, dass die aufgerufene Webseite zu viele Redirects aufweist. Meistens handelt es sich um die bereits angesprochenen Weiterleitungsketten bzw. -schleifen. Es ist also ein Problem der Webseite und nicht des Smartphones. Dennoch kann man es mit einem anderen Browser versuchen. Manchmal hilft bei Browser-Problemen auch der Neustart des Smartphones.

Fazit: Das ist bei Redirects zu beachten

Mit dem Thema Weiterleitungen muss sich früher oder später jeder Webseitenbetreiber auseinandersetzen – zumindest, wenn er nicht unter Traffic- und Rankingverlusten leiden will. Von Bedeutung ist heute vor allem die Weiterleitung mit dem Code 301, die für einen permanenten Redirect steht und den Link Juice vererbt. Code 302 hingegen steht für temporäre Weiterleitungen.

Für die Einrichtung gibt es verschiedene Methoden, die alle auch für Laien relativ schnell umzusetzen sind. Uneingeschränkt empfehlenswert ist jedoch nur die Weiterleitung via .htaccess-Datei. Jede Weiterleitung sollte nach ihrer Einrichtung auf ihre Funktionalität überprüft werden um böse Überraschungen zu vermeiden.